Kind 44

Der Film wurde nach dem gleichnamigen Roman von Tom Rob Smith gedreht.
Die Sowjetunion in den Monaten vor Stalins Tod am 5. März 1953: Leo Demidow ist Mitglied des Ministeriums für Staatssicherheit und auf der Jagd nach Feinden der Sowjetunion. Seine Einstellung ändert sich, als der kleine Sohn eines Kollegen getötet wird. Offiziell ein Unfall, aber in Wahrheit wurde das Kind Opfer eines Serienmörders. Im Arbeiter- und Bauernparadies gibt es aber keine Morde. Leo Demidows Suche nach der Wahrheit bringt seine Frau und ihn in Lebensgefahr.
Der Film KIND 44 ist eine Enttäuschung für Krimi-Fans. In erster Linie geht es Regisseur Espinoza um das Leben in der Stalin‑Dikatur. KIND 44 beginnt mit der von Stalin verursachten Hungersnot in der Ukraine der 1930er Jahre. Millionen Menschen starben. Später folgen düstere Bilder, Denunziation überall, Männer mit Kalaschnikows, die Menschen auf offener Straße verhaften, Unschuldige töten und foltern. Übrigens, hier gibt es auch eine Waterboarding‑Szene, so dass ich mich fragte, was will mir Regisseur Daniel Espinoza damit zeigen: Die USA foltern richtige Terroristen, aber die Russen nur weil es ihnen Spass macht?
Alles sieht extrem übertrieben aus, aber war das Leben in der Sowjetunion wirklich so düster, ohne Freude und Lachen, ohne Sonne wie wir es in im Film sehen? Hat man in der Stalin‑Diktatur wirklich keine Morde aufgeklärt, weil es einfach keine geben durfte?
Viel Raum für die kriminalistische Aufklärung der Morde bleibt da nicht und vielleicht war das ja auch nicht das Ziel von Regisseur Daniel Espinoza. Russland unter Wladimir Putin ist unser neues Feinbild. Dazu passt dann dieser Film wirklich gut hinein.
Ich vermisse intelligente Filme wie GORKY PARK aus dem Jahr 1983. Das war ein spannender Thriller und wir bekamen nicht klischeehafte Bilder präsentiert wie in KIND 44.
Trotz aller Kritik kann ich deem Film doch etwas Positives abgewinnen: Das sind die Darsteller! Allen voran Gary Oldman als abgehalfteter Polizeigeneral in der Provinz, der auch die Wahrheit  herausfinden will. Naomi Rapace, die Leo Demidows Frau Raisa spielt und Achtung, Spoiler! Raisa hat ihren Mann nicht aus Liebe geheiratet, sondern weil sie Angst vor ihm hatte.

Filmkomponist Jon Ekstrand und KIND 44 Regisseur Daniel Espinoza sind beides Schweden. Sie haben auch schon mehrmals zusammen gearbeitet. Ekstrands Musik für KIND 44 bewegt von der Stiimmung her im Gefolge dramatischen Opern. Düster, ein bisschen deprimierend, aber dann auch typisch Hollywoodhaft bei Verfolgungsszenen. Klaviermusik für zärtliche Momente und für Raisa, Streicherklänge für die Dramatik. Das Gute an Jon Ekstrands Score ist aber, dass er aber auch auf Hollywood Klischees verzichtet, die wir sonst in Filmen hören, die irgendetwas mit der Sowjetunion zu tun haben, sprich: Es gibt kein tiefer Männerchor, der uns ein Russisches Lied singt wie in JAGD AUF ROTER OKTOBER. Es gibt auch keine Balalaikamusik oder Andeutungen an russische Volksmusik.