Joel PalomboDas Interview mit Joel Palombo wurde im Rahmen des Kinderfilmfest 2006 geführt. Der amerikanische Regisseur präsentierte seinen Film MILK & OPIUM.

Stefanos Tsarouchas: Worum geht es Ihrem Film?

Joel Palombo: MILCH UND OPIUM ist ein Film über die Veränderungen in Indien. Er beginnt mit traditioneller Suffimusik aus Rajestan in der Wüste. Die Geschichte beginnt in einem kleinen Dorf und endet in der großen Stadt, wo wir ein völlig anders Indien vorwinden. Hauptdarsteller ist Swaroop Khan ein junger Suffimusiker aus diesem kleinen Dorf. Er verläßt es mit seinem Onkel, der auch Musiker ist. Swaroop kommt aus eine Kaster von Musiker. Sie reisen herum, schliessen sich mit anderen Musikern zusammen und spielen an vielen einfachen Orten. Aber im Film geht es einfach um ein sich änderndes Indien, ein globalisiertes Indien

S. Tsarouchas: Wie sind Sie auf die Idee zum Film gekommen?

J. Palombo: Ich lebe seit 8, 9 Jahren in Inden. Ich bin Amerikaner, lebe aber in Dehli. Ich wollte einen Featurefilm machen. Ich saß im Park und dachte: Was macht einen Film kraftvoll? Für mich war Musik eine der Antworten. Ich war von einer bestimmten Art von Musik fasziniert die man in Dehli und auf dem Indischen Subkontinent finden. Sie heißt Kavali Singen. Letzendlich habe ich dann mit Mongonjar Musikern gearbeitet, die einen sehr ähnlichen Stil singen. Er ist islamisch, Suffimusik, voller Energie. Die Musik resoniert mit mir und ich hoffe, dass die Zuschauer sie auch so geniessen wie ich.

S. Tsarouchas: Im Film gibt es viele Lieder. Haben Sie eine besondere Bedeutung? Wußten Sie schon vor dem Dreh, welche Songs Sie haben wollten?

J. Palombo: Von Anfang an war es ein sehr organischer Prozess. Anstatt in mein Zimmer zu gehen und das perfekte Drehbuch zu schreiben und dann später das Drehbuch nachzuspielen, habe ich mit ein paar grundlegenden Ideen begonnen. Ich habe angefangen zu schreiben und bin dann rausgegangen. Ich hab mir Drehorte angeschaute, mich mit  Musikern getroffen. Ich habe mir ihre Musik und Geschichten angehört. Ich habe all dies im Drehbuch verarbeitet. Das war ein Prozess bei dem wir zwischen Skript und der Realität hinundher gegagen sind. Reale Menschen haben für die Änderungen gesorgt. Der Prozess war so sehr organisch und natürlich. Alle Darsteller im Film sind Musiker und keine Schauspieler. Es war sehr wichtig die Charakter um echte Menschen herum zu entwickeln. Sie sind keine Schauspieler. Es ist eine Sache sie zu fragen, ob sie etwas machen, was natürlich ist und etwas anderes sie darum zu bitten etwas zu tun, was ihnen fremd ist. Die Musik habe ich auch so herausgesucht. Ich habe mich mit den Musikern zusammengesetzt. Ihnen erklärt, worum es in der Szene geht und was für eine Stimmung ich brauche. Wir haben uns dann verständigt. Sie sagten, okay, wie wäre es mit dem Lied oder dem hier. Das bedeuted dieses und jenes. Wir dachten darüber nach, ob es funktioniert. Ich habe zugehört, dann haben wir wieder darüber gesprochen und gewählt. Entscheidungen wurden aus 2 Gründen getroffen: einmal der Sinn des Liedes und die Stimmung, die die Musike erzeugt. Ich habe mich dann dafür entschieden nur in einigen Schlusselszenen die Songs zu untertiteln. Das war eine schwierige Entscheidung. Ich wollte nicht das die Zuschauer beim Lesen der Untertitel die Bilder vergessen. Film ist ja ein visuelles Medium. Darum gibt es Untertitel bei den Songs nur da, wo es für die Szene wichtig ist.

S. Tsarouchas: Ist die Tradion, das man in die Städte oder ein anders Dorf geht und an die Tür klopft und dann singen will vom Aussterben bedroht?

J. Palombo: Man findet immer noch die reisenden Musiker in Rajestan. Als ich dort für eine Erkundungsreise war, kam ein Musiker in den Zug und fing an zu spielen. Man findet so etwas noch öfters, aber in meinem Film geht es um die Frage, wohi führt das alles, wenn sich die Gesellschaft ändert, wie lange bleibt die Kultur erhalten. Das sind die Fragen, die mich interessieren. Ich hoffe, das die Zuschauer mit dem Film sich die gleichen Fragen stellen und daruber reden. Was wir mit dem Westlichen Fortschritt an traditioneller Kultur verlieren.

S. Tsarouchas: Am Ende findet Swaroop im Einkaufszentrum den Countrysänger. Es hat sehr lustig gewrikt, das ein Inder Countrymusik singt. War das Absicht?

J. Palombo: Es sollte schon lustig wirken, aber es sollte auch ein Zeichen oder Statement sein. Das ist die Westliche Kultur, und wir finden sie so in Indien. Ich mag den Text des Liedes, den Deepak Castellino, der Sänger im Film geschrieben hat. „Es ist Zeit zum Arbeiten, nehmt den Bus Jungs, es ist Zeit zum Arbeiten“. Das passiert in dem Einkaufszentrum. Wir haben gerade eben die multinationalen Marken und was es auch immer gibt, gesehen. Es ist ein wichtige Anmerkung über die Änderungen in India mit einem zwinkernden Auge. Ein Freund von mir sagte, das ich gerade so an der Grenze zum Kitsch bin, aber ich packe es. Ich hoffe, jeder sieht es so. Es gibt Humor, aber auch Kritik, vielleicht ist Kritik das falsche wort, aber eine Anmerkung darüber wie schnell sich die Kultur ändert..