Stefanos Tsarouchas: Wie hat Ihre Karriere begonnen?

Assaf Amdursky: Ich habe als Leader einer Rock'n Roll Gruppe Ende der 80er Jahre begonnen. Dann habe ich Solo weitergearbeitet und vier Alben veröffentlicht. Seit 1994 schreibe ich Musik für Theaterstücke in Israel. Erst seit kurzem komponiere ich Musik für Langfilme. Außerdem mache ich Dance Music. Ich habe CDs unter dem Namen "Heart Attack" in London und New York veröffentlicht. Ich remixe für viele Künstler in New York, unter anderem für die Pet Shop Boys und andere Künstler in der Dance Music Szene. Das ist nur ein grober Umriss von den Sachen, die ich mache. Ich arbeite übrigens auch als DJ für House Musik.

 

S. Tsarouchas: Sie waren 1997 in Berlin.

 

A. Amdursky: Ja, ich war schon zweimal in Berlin, aber das liegt schon einige Jahre zurück.

 

S. Tsarouchas: Eitan Londner (der Regisseur von "Under Water") hat mir gesagt, daß er ein großer Fan von Ihnen ist. Wie haben Sie den Job als Filmkomponisten für seinen Film bekommen? Hat er Sie angerufen oder über einen Agenten?

 

A. Amdursky: Ich habe einen Agenten hier in Israel. Der Regisseur, das ist übrigens schon sein dritter Langfilm, sagte mir später, daß er schon seit seinem ersten Film mit mir arbeiten wollte. Er hat aber eine Menge Gerüchte über mich gehört, das es schwierig ist mit mir zu arbeiten und so. Nach dem wir uns aber getroffen haben, war er überrascht, daß es nicht stimmt und das ich sehr viel über Filme und das Filmgeschäft weiß.

 

S. Tsarouchas: Wie lief die Zusammenarbeit ab? Hatte Eitan Londner Ideen hinsichtlich der Musik? Oder hat er gesagt, wir schauen uns den Film an, mach wie Du denkst oder sag mir, was Du davon hälst?

 

A. Amdursky: Eigentlich war es vieles davon. Ich habe sein Drehbuch gelesen habe, mir die ersten Rollen angeschaut. Ich ging dann zu ihm und sagte, was ich davon halte, das es mehr Szenen unter Wasser in dem Film geben sollte. Ich glaube, daß ich ihn dazu gebracht habe, diese Szenen nachzudrehen. Ich habe also mehr beigesteuert als denn Score. Nach dem ich ihn ein paar Mal getroffen habe, hat er noch mehr Szenen gedreht, all die ganzen Aufnahmen unter Wasser. Das war alles nicht da, als ich hinzukam. Danach konnte ich die passende Musik schreiben um den richtigen Kontrast zwischen der Welt unter Wasser und der restlichen Welt darzustellen. Es sieht anders unter Wasser aus. Es ist ruhig, eine andere Art von Atmosphäre als außerhalb mit Dialogen, Anspannung und Beziehungen zwischen den Menschen. Das war der Kontrast, den ich für die Musik brauchte. Die Ruhe und die "unruhigen" Teile. Ich habe beides miteinander verbunden.

 

S. Tsarouchas: Eitan London hat gesagt, daß er zuerst eine Klassische neue Musik verwenden wollte.

 

A. Amdursky: Ja, er versuchte elektronische Musik im Film zu vermeiden. Ich war ganz glücklich darüber. Die meisten Leute, die mich kennen, wissen, daß ich viel mit elektronischer Musik arbeite. Als Zuschauer bin ich der Meinung, daß elektronische Musik in Filmen sehr schnell veraltet und unmodern wird. Die Verwendung von elektronischer Musik war in den 80er sehr groß in Mode. Wenn man sich die Filme heute anschaut, paßt die Musik nicht. Sie fühlt sich unnatürlich an.
Ich habe seinen Standpunkt angenommen und Live-Instrumente verwendet und versucht elektronische Musik zu vermeiden, hinsichtlich schneller Lösungen. Eitan kennt keine elektronische Musik. Wenn ich Techniken aus diesem Bereich verwenden wollte, mußte ich ihn davon überzeugen, sein Gehör überzeugen. Das war ganz gut für mich, denn ich mußte mich manchmal ganz schön anstrengen um ihn von einigen Teilen zu überzeugen.

 

S. Tsarouchas: In dem Film gibt es eine Szene, wo das Mädchen zu ihrem Freund geht. Im Film hört man einen Rock Song. Eitan Londner sagte mir, daß Lied ist von Ehud Banai. Hat der Regisseur mit Ihnen über diese Szene gesprochen. Ich dachte, daß auch hier Musik von Ihnen verwendet wird.

 

A. Amdursky: Ja, das ist die einzige Szene für die ich keine Musik komponiert habe. Sie haben diese Szene abgedreht, bevor ich als Filmkomponist ins Gespräch kam. Sie haben dieses Lied verwendet. Nach dem ich den Sore geschrieben hatte, habe ich diese Szene noch einmal angesprochen. Ich glaube, das Lied passt, weil es um junge Leute geht. Sie hören sich den Song an um zu entspannen. Das Lied war die richtige Wahl. Ich mag auch den Künstler Ehud Banai. Er ist in Israel sehr angesehen. Es war einfach für mich sein Lied in meinen Score mit einzuflechten. Der Song spiegelt ein Gefühl wieder und manchmal ist ein bekanntes Lied, das beste um eine bestimmte Emotion zu erreichen.

 

S. Tsarouchas: Viele Deutsche Filmkomponisten klagen darüber, daß sie zu wenig Zeit zum Komponieren haben. Sie sind meistens die letzten Personen, die zur Filmproduktion hinzugezogen werden. Wie sieht es in Israel aus?

 

A. Amdursky: Oh, hier ist es genauso. Wir sind immer die Letzten am Drücker. Wir müssen sehr, sehr schnell fertig sein. Meistens ist auch noch das Budget am Ende Man darf nicht vergessen, daß ein Großteil des Geldes schon ausgegeben wurde und man mit dem zurechtkommen muß, was übrig bleibt, auch was die Zeit an geht. Für dieses Projekt hatte ich genügend Zeit. Das liegt auch darin, das ich ähnliche Erfahrungen mit Labeln gemacht habe. Es ist schon sehr oft passiert, daß ich sehr schnell arbeiten mußte. Das ist nicht der Teil der mir Angst macht, Musik zu schreiben, zu produzieren und aufzunehmen. Das ist nicht das Problem. Sobald man die ersten Bilder sieht, muß man herausbekommen wie das Verhältnis zwischen Regisseur und der Crew ist. Wenn man das herausgefunden und weiß worum es in dem Film eigentlich geht, ist das Komponieren sehr einfach. Wenn ich weiß, wo der Höhepunkt des Films ist, kann ich alles einfach strukturieren. Das Aufnehmen der Musik ist wirklich der einfachste und schnellste Teil. Der längste Arbeitsprozess für mich ist es den Rhythmus des Films zu verstehen.

 

S. Tsarouchas: gab es Probleme mit dem O-Ton oder den Soundeffekten?

 

A. Amdursky: Sie haben noch an den Soundeffekten gearbeitet. Zur gleichen Zeit habe ich die Musik geschrieben. Beide seiten, Sounddesigner und ich haben miteinander gesprochen und als ein Team gearbeitet.

 

S. Tsarouchas: Wie begann Ihr Interesse in Filmmusik?

 

A. Amdursky: Ich sehe sehr Filme und als Zuschauer genieße ich das Medium. Es macht auch Spaß einen Score zu schreiben. Ich liebe Filme und das Kino, seit dem ich klein bin. Meine Schwester hat mich zu Filmen mitgenommen, die Kinder eigentlich nicht gesehen habe, Europäische, Französische Filme, die Neue Welle. Das war, bevor ich 10 geworden bin. Das Medium ist wirklich ein Teil meines Lebens geworden. Ich denke immer wie ein Zuschauer, der im Kino sitzt, wenn ich einen Score komponiere. Ich muß das Drama, die Spannung und die ganze Bandbreite der Emotionen fühlen, nicht als Künstler, sondern als Zuschauer.

 

S. Tsarouchas: Israel ist ein kleines Land und hat dadurch auch einen kleinen Markt. Ähnlich wie in Griechenland kennt jeder die Musiker. In Israel sind sei ein Star. Wie schwierig ist es, sich außerhalb von Israel zu bewegen und es außerhalb, im Rest der Welt zu schaffen?

 

A. Amdursky: Die Sache mit Israel ist, nicht nur Israel. Man darf nicht vergessen, daß die Menschen in Israel auch Juden sind, eine verfolgte Nation. Die meisten Leute im Musikbereich und auch all die anderen haben das Gefühl, wie soll ich es ausdrücken ... 
Israelis fühlen sich so als ob sie in einem Ghetto leben. Sie verstehn sich als "wir" und der Rest der Welt. Innen und aussen.
Für mich, als Künstler ist es anders. Musik spricht jede Sprache, Film ist auch international. Wenn ich etwas mache, möchte ich so viele Leute wie möglich erreichen. Das beginnt mit der ersten Minute. Die Menschen auf der Welt sind alle gleich und wenn man ihre Emotionen und ihre 'Aufmerksamkeit auf einem Bereich errecihen kann, schafft man es auch anderswo.

 

S. Tsarouchas: Was ist Ihr nächstes Projekt?

 

A. Amdursky: Ich warte auf den Rohschnitt eines neuen Films eines Israelischen Regisseurs, um zu sehen, ob wir zusammen arbeiten können. Er ist sehr unabhänig in der Art seines Denkens. Er mag es, Dinge auf seine weise zu tun. Es gibt sehr viele Humor in dem Film und ein originelles Drehbuch. Sein Name ist Savi Gabison. Er hat schon einige Filme in Israel gemacht und ist sehr bekannt. Er hat ohne Unterstützung der Filmbranche angefangen. Zur Zeit ist er richtig In.
Ein anderes Projekt ist ein Dokumentarfilm, der wirklich sehr, sehr gut ist. Es geht um Jemenitische Juden, die von einer sehr religiös extremistischen Gruppe, den Satmer (Hassidim) in die USA gebracht wurde. Sie haben die Leute benutzt. Es ist eine sehr beunruhigende Geschichte. Es ist faszinieren, wie sie die Aktivitäten der Satmer drehen konnten. Sie erzählen nicht nur die Geschichte, sondern zeigen auch was wirklich in dieser Gruppe vor geht. Der Film ist wirklich sehr beunruhigend. 
Ich würde dafür gern die Msuik schreiben.

 

Das Interview wurde aus Anlaß der Aufführung von Regisseur Eitan Londners "Under Water" beim Kinderfilmfest 2003 geführt.
Ich danke A. Amdursky sehr für das interessante Gespräch.