Daniel Stamm am 6. September 2014 in BerlinIm Rahmen des Fantasy Filmfests 2014 wurde am 6. September 2014 in Berlin der Film 13 SINS von Regisseur Daniel Stamm gezeigt. Vor Beginn des Interviews sagte er mit Verweis auf mein "Anatomie" T-Shirt, dass er damals bei dem Film Statist gewesen ist.

S. Tsarouchas: Könnte dein Film, so wie er ist, auch hier in Deutschland gedreht werden?

Daniel Stamm: Das würde ich schon sagen. Wir haben ja ihn ursprünglich für Los Angeles geschrieben und ihn dann auf New Orleans umgeschrieben, weil es da produktionstechnisch billiger war zu drehen. Ich glaube, den hätte man auch auf Berlin umschreiben können, zumal ja die Hauptthematik ein bisschen so ist, dass der Hauptdarsteller jederzeit auf den Kameras der Bösewichter auftaucht. Ich glaube, dass ist in Berlin auch sehr der Fall und auch sehr Thematik. Von daher könnte man das 1:1 übersetzen, glaube ich schon, ja.

S. Tsarouchas: Kanntest Du das Original und ist man an dich herangetreten um das Remake zu drehen? Oder hast Du es vielleicht vorgeschlagen?

D. Stamm: Ich hatte ein Treffen mit Jason Blum, der SINISTER produziert hat und die PARANORMAL ACTIVITY Filme, INSIDIOUS und THE PURGE- DIE SÄUBERUNG und so weiter. Er macht immer sehr viele Filme gleichzeitig. Jason Blum hat mir praktisch 10 Projekte vorgestellt, an denen er gerade arbeitet und eins von denen war 13: GAME OF DEATH. Er drückte mir einfach die DVD in die Hand und sagte: „Guck dir das an und sag mir, ob Du Interesse hast!“ Zu dem Zeitpunkt habe ich gerade mit M. Night Shyalaman ein Drehbuch geschrieben. Ich war in Philadelphia für drei Monate in der Mitte des „Nichts“". Ich habe diesen Film gesehen und fand den super! Jason sagte: „Du kannst den umschreiben, wie Du willst!“. Das Tolle an dem war natürlich, dass die Struktur diese 13 Aufgaben sind und dass Du im Grunde so als Module eine Aufgabe herausnehmen, ersetzen, umschreiben kannst. Du hast die Chance 13 Kernszenen zu drehen, 13 Setpieces. Das hast du ja normalerweise nicht. Bei einem normalen Film hast du zwei, drei große erinnerungswürdige Szenen. Die anderen sind praktisch so die Verbindungszenen. Die Struktur war einfach sehr verführerisch.
Also das Original kannte ich vorher nicht

S. Tsarouchas: Beim englischen Wikipediaeintrag zu 13 SINS steht, dass Du einen Drogensuchtberater angestellt. Warum? Es hätte ja genauso gut um Glücksspiel gehen können, weil die Leute so auf Geld fixiert sind und deswegen alles machen.

D. Stamm: Wir haben eine Suchtexpertin angestellt, die sich auch mit Spielsucht beschäftigt. Die Stadien sind ungefähr die selben. Wir wollten eben unsere Hauptfiguren nach diesen Stadien, den „Charakter Arc“ wollten wir nach diesen Stadien der Drogensucht oder der Sucht modellieren. Das war ganz spannend. Was die uns im Grunde erzählt hat, war, dass sich Sucht so definiert, dass es erst Sucht ist, wenn du Nebenwirkungen hast, die negativ sind und die die positiven Effekte überwiegen. Du machst aber trotzdem weiter. Deswegen war es für mich wichtig in dem Film eine Phase zu haben, wo das noch nicht der Fall ist, wo es nur positive Nebeneffekte gibt. Im Grunde ist es so, dass wenn der Hauptdarsteller, die Hauptfigur rechtzeitig ausgestiegen wäre, es sogar für ihn positive Effekte gehabt hätte. Er wäre männlicher geworden, weil er gelernt hätte für sich einzustehen und sich zu verteidigen. Dadurch das er sich praktisch in seine neue Persönlichkeit verliebt und süchtig wird nach diesem Adrenalinrausch, schafft er es eben nicht rechtzeitig auszusteigen. In dem Moment reißt ihn die Spirale mit in den Abgrund. Ds ist eben sehr nach dieser Kurve, die diese Drogenberaterin uns erzählt hat.

S. Tsarouchas: Bei DER LETZTE EXORZISMUS hattest Du Nathan Barr als Komponist. Warum bist Du nicht bei ihm geblieben und hast Michael Wandmacher genommen?

D. Stamm: Ich habe Nathan Barr den Rohschnitt gezeigt. Den fand er auch toll und wollte ihn gern machen. Dann hat er allerdings THE AMERICANS bekommenund hat immer noch TRUE BLOOD gescort. Er war einfach zu beschäftigt. Ich habe ihn dann gefragt: „Kannst Du mir jemanden empfehlen, der in deinem Stil und mit deiner Sensibilität was macht?" Der Erste und Einzige, den er mir empfohlen hat, war Michael Wandmacher. Er ist sein „go to replacement“ Mensch. Wann immer es Überflussprojekte gibt, die Nathan Barrr zeitlich nicht schafft, schickt er die an Michael. Michael ist ein absoluter Traum, nicht nur als Mensch ist der wahnsinnig nett, sondern er ist offen für alles. Das witzige war, dass Michael den Soundtrack für LAST EXORCISM 2 geschrieben hatte. Von wegen Nathan Barr! Da sieht man schon, auch von Nathan Barr weiter gegeben, weil er keine Zeit hatte. Dadurch hatten wir gleich eine Verbindung und eine „Connection“! Ich möchte auch mit Michael Wandmacher weiter arbeiten.

S. Tsarouchas: Hast Du mit Temp Tracks gearbeitet?

D. Stamm: Wir haben mit Temp Tracks gearbeitet. Jetzt fragst Du mich ...

S. Tsarouchas: genau, nach welchen?

D. Stamm: Nach welchen? Ich glaube nicht mit einem bestimmten, sondern unsere Cutterin hat eine riesen CD-Spirale. Da sind Soundtracks drin. Ach nein! Wir haben viel gemacht mit Atticus Ross und Trent Reznor, also mit Komponisten bei David Fincher Filmen. Wir haben mit VERBLENDUNG (2011) gearbeitet, THE SOCIAL NETWORK hatten wir drin. FIGHT CLUB dachte ich, wäre eine gute Idee, war dann eine schlechte. Die Musik hat überhaupt nicht funktioniert! Also ich wollte so ein bisschen diese Texturen haben, die technisch sind, aber ohne Synthesizergefahr zu laufen. Das hat Michael eben super gemacht. Er hat völlig neue Klangwelten erschaffen, dann durch den Verstärker verzerrt, da durchgezogen und so, dass du im Endeffekt nicht mehr in der Lage bist zu sagen, was mal die Urquelle des Sounds war.

S. Tsarouchas: Wie kommunizierst Du mit dem Komponisten? Bist Du musikalisch vorgebildet? Kannst Du dich musikalisch ausdrücken? Wie machst Du das?

D. Stamm: Nein. Ich glaube meine große Stärke ist, dass ich weiss, dass ich völlig unmusikalisch bin. Ich versuche das erst gar nicht, sondern ich rede mit dem Komponisten genau so wie ich mit einem Kameramann auch rede. Ich erkläre ihm, was ich gerne in dem Zuschauer an Emotion hervorrufen möchte. Dann zeigt mir der Komponist etwas und legt etwas drauf. Dann kann ich daran sagen, ich brauche was, was härter diesen und jenen Moment hervorruft oder ein bisschen weicher hier ist. Oder das ist ein bisschen zu offensichtlich, dass wir auf die Tränendrüse drücken. Lass uns das ein bisschen anders machen oder so. Aber es geht auf jeden Fall immer so, dass ich dem Komponisten eine ungefähre Roadmap gebe und mit ihm auch diskutiere. Ganz oft sagt er: „Finde ich anders, was hältst du da und da von?“ Dann ist das genau richtig. Es ist immer eine Diskussion, wie mit jedem anderen Department Head auch.

S. Tsarouchas: Das Klingelzeichen vom Handy ist diese Zirkusmusik. Wie bist Du auf diese Musik gekommen und warum hast du sie immer eingesetzt? Wäre es vielleicht nicht spannender gewesen, wenn ein normales Klingelzeichen gekommen wäre, die Hauptfigur sucht nach dem Handy, weil sie nicht weiß, wo sie jetzt ran muss?.

D. Stamm: Nein, wir haben es eigentlich genau deswegen gemacht, damit wir diesen Storybeat auslassen können. Das du einfach das Schnelle erzählen kannst, dass du weißt, wenn das Klingelzeichen kommt, wenn das Telefon klingelt, das Spiel ist dran! Wir hatten ursprünglich einen anderen Klingelton, der ähnlich ist, der so ein bisschen treibender war. Den haben wir dann rechtemäßig nicht bekommen. Dann haben wir das mit diesem Klingelton ersetzt.
Mir war das wichtig, dass es einen ironischen, positiven Zirkusklang hat, der so ein bisschen die Attitüde des Antagonisten herüberbringt, dass unser Hauptdarsteller am Leiden ist und am Leute abschlachten und so. Für die Gegenseite ist das alles nur ein Spiel. Das ist das Perverse daran! Ich habe gedacht, dadurch das wir die Gegenseite ja nie sehen, ist der Klngelton eine der wenigen Chancen, wo ich das klarmachen kann, wie die das Ganze sehen. Dadurch sind wir auf diese Zirkusmusik gekommen. Du versucht natürlich immer bei einem Film ein paar Sachen zu machen, die ein Stilmittel sind, was dann wiedererkennbar dein Film ist und mit dem Klingelzeichen fand ich das so. Da sollte das Klingelzeichen immer das gleiche sein. Wenn du jetzt das Klingelzeichen irgendwo hören würdest, dass du sagst: „Oh Gott! Das Spiel ist dran!“

S. Tsarouchas: Kannst Du uns etwas zu deinem Hauptdarsteller erzählen wie hast Du ihn gefunden?

D. Stamm: Wir haben ganz normale Vorsprechen gemacht, Ich habe ganz viele Schauspieler getroffen. Das ist ganz toll, weil man ganz oft nach zwei Minuten weiss, wie jemand tickt, wenn man jemanden einfach erst mal nur trifft und mit ihm redet. Man weiß eigentlich schon, wenn man dem die Hand gibt, dass erste Mal, ob man den mag oder nicht. Guckt er einem in die Augen, oder nicht, hat er einen Stress in seinem Gesicht oder nicht und so. Wir haben ganz viele Leute gesehen und keiner war je richtig, weil die Rolle relativ schwierig ist, weil du ja anfängst bei einem absoluten Weichling über den alle drüber laufen, der sich nicht verteidigen kann. Der muss dann die gesamte Entwicklung durchmachen bis am Ende zu einem Mörder und einem wahnsinnigen und diese Dunkelheit irgendwie herüberbringen. Ich habe niemanden gefunden, der das konnte. Mark Webber war der Einzige, der das konnte. Wir haben ganz viel bei den Vorsprechen improvisiert, was für mich immer wichtig ist, weil ich dadurch sehe, wie jemand tickt und was die Ideen sind und so. Mark Webber war einfach so toll, dass es schon spannend war nur mit ihm in einem Raum zu sitzen. Ich würde einfach sagen, das ist einer der besten Darsteller, die es da drüben gerade gibt, aber er hat noch nie eine Hauptrolle angeboten bekommen. Er hat immer bei wahnsinnig guten Regisseuren tolle Rollen gespielt, aber immer nur kleine Nebenrollen, wo er nur eine Facette zeigen konnte. Das waren Regisseure wie Woody Allen, Lars von Trier, Jim Jarmusch oder Edgar Wright. Das Tolle an Mark Webber ist, dass er jede Facette hat. Ich hatte das Gefühl, dass das 13 SINS Drehbuch ihm eine ganz gute Spielwiese gibt um sich mal richtig auszuleben.

S. Tsarouchas: Du hast vorhin gesagt, wir haben ein bisschen improvisiert, Dialog. Wie ist das mit Handlung vom Film, konnten die Schauspieler sich einbringen? Du hast gesagt, wir können es noch ändern, also machen wir es anders.

D. Stamm: Das wäre absolut so möglich gewesen. Meine ersten beiden Filme waren beide komplett improvisiert. Also für LAST EXORCISM hatten wir ein Drehbuch, das haben die Schauspieler aber nicht gesehen und für meinen ersten Film gab es gar kein Drehbuch. Von daher bin ich ein großer Fan von Improvisation, aber es ist, glaube ich so gut wie gar nicht vorgekommen, weil diese Schauspieler einfach so gut waren, dass die darauf spezialisiert sind geschriebene Zeilen zum Leben zu erwecken. Das haben die so gut gemacht, dass wir eigentlich ganz selten Sachen umgeändert haben. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass da auch nur eine einzige Zeile an Dialog improvisiert war eigentlich.

S. Tsarouchas: Meisten reagieren die Zuschauer beim Fantasy Filmfest so ein bisschen mit Gejohle, wenn Ron Perlman auftaucht, weil er jetzt sehr oft Nebendarsteller bei Horrorfilmen ist. Warum hast Du ihn gecastet?

D. Stamm: Weil ich ein Fan bin, muss ich ehrlich zugeben. Also ich konnte es gar nicht glauben, als unsere Castin-Agentin gesagt hat: „Ach, Ron Perlman möchte dich treffen!" Da dachte ich am Anfang, die verarscht mich! Dann saß ich da auf einmal mit Hellboy zum Café. Ich habe gedacht, ich muss den irgendwie in diesen Film kriegen. Ursprünglich habe ich Ron Perlman für die Rolle des Vaters getroffen. Wir haben beide, glaube ich, gedacht, wir finden uns gegenseitig super. Wir finden das Projekt super. Wir möchten so gerne zusammen arbeiten, aber der Vater passt nicht so richtig. Dann haben wir das auf Chilcoat, auf den Detektiv umgemünzt, der leider Perlman nicht so ganz wahnsinnig viel zu tun gibt und auch nicht so viel Screen Time gibt, wie man es gerne möchte. Um so größer war die Ehre natürlich, dass er das gemacht hat und genau so Pruitt Taylor Vince von dem ich ein riesen Fan bin, der ein wahnsinniger Charakterdarsteller ist. Er hatte noch nie geskypt. Er hat wohl Schwierigkeiten, selbst beim Emailen und skypen war höhere Technik. Dann haben wir (lacht) geskypt. Er war einfach so toll und das er, diese kleine Rolle des Conspiracy Theorists gespielt hat, das war toll. Ich glaube für beide, sowohl Pruitt als auch für Ron war die Tatsache, das der Andere mitgespielt hat, ein Anziehungspunkt, warum sie es gemacht haben. So konnte ich Pruitt mit Ron locken und Ron mit Pruitt locken. Dann haben wir die beide an Bord gekriegt.

S. Tsarouchas: Im englischen Wikipedia steht, dass Du jetzt auch eine Serie für BBC America abgedreht hast. Sie heißt INTRUDERS. Hauptdarsteller ist John Simm. Ihr teilt euch ja als Regisseure so ein bisschen diese Miniserie. Warum?

D. Stamm: Oh, das ist eine gute Frage! Also es sollten acht Folgen hintereinander weggedreht werden. Das kann ein Regisseur ganz schwer leisten. Ich weiß für TRUE DETECTIVE haben sie es gemacht, aber ich glaube ... das Amerikanische System ist ja so ein anderer Regisseur für jede Folge. Das Britische System ist mehrere Folgen hintereinander weg. Ich glaube, den Amerikanern war das gruselig. BBC America hat gesagt, na ja, warum machen wir nicht eine Kompromissversion: vier Folgen hintereinander. Jetzt, nach dem ich vier Folgen gemacht habe, muss sagen, ich weiss nicht, wie man acht Folgen macht! Dir rauscht ganz schön der Kopf, weil du ja immer Drehorte zusammen legst. Das heißt, wenn du vier Folgen hintereinander weg drehst und du hast jetzt eine Villa, wo Szenen stattfinden aus allen vier Folgen, dann drehst du die natürlich alle zusammen und nicht an verschiedenen Tagen. Dadurch musst du immer im Kopf behalten, wo sind wir eigentlich gerade innerhalb dieser vier Stunden. Die Schauspieler müssen das auch alle wissen. Das heißt, ganz oft kommt ein Schauspieler zu dir und sagt: „Moment, ist das jetzt bevor mein Bruder erschossen wird oder hinterher?“ Dann denkst du: 'Oh, Gott! Da muss ich erst einmal nachgucken.' Also es ist schon ganz schön schwierig. Es ist aber auch so beim Fernsehen. Da gibt es ja den Show Runner, , der ganz oft der Autor ist und der der Boss ist. Er hat eigentlich die Position inne, die bei einem Spielfilm, bei einem Kinofilm der Regisseur innehat. Eer entscheidet die Ästhetik. Eer castet die Schauspieler. Eer sagt Ja und Nein zu Kostümen, zu Drehorten, eigentlich zu allem. Das heißt, dein Einflussbereich als Regisseur ist sehr, sehr viel begrenzter im Fernsehen als es das im Kino ist. Ich bin ganz gespannt.
Also diese Serie ist jetzt gerade angelaufen. Heute läuft die dritte Folge in den Staaten. Ich bin ganz gespannt, ob ich einen Unterschied erkennen werde zwischen den Folgen des anderen Regisseurs Eduardo Sanchez und meinen Folgen. Ich kann mir fast vorstellen, dass sich das sehr gleich anfühlt, weil es eben das gleiche Kamerateam ist, die gleichen Schauspieler, die gleichen Kostüme, gleiche Drehorte, gleiches Alles. Also es wird ganz interessant, ob sich da überhaupt irgendetwas an eigenem Stil durchsetzt. So stolz ich auf die Serie bin, aber mir ist auch bewusst, dass Glenn Morgan, das ist der Creator der AKTE X Serie, dass der da eigentlich der urhebende Regisseur ist und nicht ich.

S. Tsarouchas: Kannst du uns kurz etwas zum Inhalt INTRUDERS erzählen?

D. Stamm: INTRUDERS basiert auf einem Buch eines englischen Schriftstellers, Michael Marshall Smith. Das Buch heisst THE INTRUDERS. Die Frau eines Ex-Cops, in unserer Serie gespielt von Oscarpreisträgerin Mira Sorvino, verschwindet. Der Ex-Cop (John Simm) macht sich auf die Suche, was nun mit seiner Frau geworden ist. Es gibt wahnsinnige Szenen, die echt gruselig, lynchig sind, dass er zum Beispiel durch ihren Online-Kalender durchgeht, durch ihren Terminplaner. Als als Geschäftsfrau hat sie wahnsinnig viele Termine bis zu ihrem Geburtstag. Das war der letzte Tag, wo er sie gesehen hat. Danach ist alles leer. Sie hat nicht einen einzigen Termin, nicht einen einzigen Eintrag, wo er natürlich sagt, wo ist meine Frau jetzt hin? Dann kommt seine Frau wieder und ist nicht mehr die selbe! Es ist eine leicht übernatürliche Sache, aber es gibt keine Außerirdischen oder Geister oder so. Ist toll! Ist sehr mutig gemacht, weil die Serie sich ein paar Folgen Zeit lässt um überhaupt Antworten zu geben. Es werden ganz viele Fragen am Anfang gestellt. Du merkst gerade am Feedback aus den USA, dass das Publikum sich damit auseinander setzt. Einige lehnen das auch ab und sagen: „Das ist mir alles zu verwirrend. Ich habe nicht die Geduld. Ich brauche jetzt Antworten!" Als Antwort darauf hat BBC America dann sofort die zweite Folge online gestellt und gesagt, hier guckt euch die an! Vielleicht sind da Antworten drin. Das Problem ist nur, dass auch in der zweiten Folge (lacht) noch keine Antworten kommen, sondern dass du eigentlich bis zur dritten Folge warten musst. Also wir müssen mal gucken, wie die Reaktionen heute Abend sind auf die Serie.

S. Tsarouchas: Fühlst Du dich irgendwie getypecastet, so als Regisseur für Horror, Übersinnliches?

D. Stamm: Das ist auf jeden Fall so. Also Hollywood Produzenten gucken sich an, wo du schon mal Erfolg hattest um sich selber abzusichern. Jeder Hollywood-Produzent und Executive hat eine wahnsinnige Angst seinen Job zu verlieren. In der Praxis verlieren die jedes halbe Jahr ihren Job. Das einzige, was die bewahren kann nach einem Flop ihren Job zu behalten, ist, dass die sagen, aber ich habe mich doch abgesichert. Hier sind die Daten auf die hin ich diesen Regisseur eingestellt habe. Der hat doch bis dahin Erfolg gehabt.
Wenn dann aber natürlich gesagt werden kann: „Ja, ja, der hat Erfolg, aber nur in romantischen Komödien! Warum hast Du den für einen Horrorfilm eingestellt?“ Das wollen sie natürlich nicht riskieren. Dadurch stellen die Horrofilm-Regisseure für Horrorfilme ein. Es ist ganz schwierig von einem Genre ins andere zu wechseln. Du musst das Schritt für Schritt, Film für Film machen. Also ich möchte gern aus der Horrorfilmecke ein bisschen raus und deswegen ist 13 SINS jetzt der erste Schritt zu sagen, okay, es ist ein Horror-Thriller. Dann wird der nächste Film wahrscheinlich ein düsterer Thriller und dann ein düsteres Drama. Dann habe ich mich über fünf Filme zu einem Drama rüber gearbeitet, aber das musst du wirklich Schritt für Schritt, ganz vorsichtig machen in Hollywood, weil alle Angst haben.

S. Tsarouchas: Wenn ihr das Budget für 13 SINS gehabt hättet, hättet ihr, Du den Film auch in 3D gedreht?

D. Stamm: Also ich habe die komische Erfahrung gemacht, dass ich 3D nicht so wie andere Leute 3D hasse, aber ich vergesse immer, dass ich den Film gerade in 3D sehe. Also die ersten fünf Minuten denke ich: 'Oh Mensch, kommt ja alles aus der Leinwand raus!' und nach fünf Minuten erinnere ich mich dann gar nicht mehr daran. Am Ende des Films denke ich: 'Ach ja, war ja 3D!', aber meinem Genuss des Filmes ist es weder abträglich noch bringt es irgend etwas. Ich habe das Gefühl, das 3D sofort so viel Technik nach sich zieht und so viel Fokus auf die Technologie, dass ich da nicht unbedingt hinterher wäre, glaube ich, nein.